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Beitrag vom 24.11.2008
Internationaler Aktionstag gegen Gewalt an Frauen 2008
AVIVA-Redaktion
Am 25. November 2008 fand der "Internationale Tag zur Beseitigung jeder Form von Gewalt gegen Frauen" mit dem Schwerpunkt "Häusliche Gewalt" statt. In diesem Kontext rückt auch das Thema ...
..."Zwangsheirat" in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung.
"Internationale Tag zur Beseitigung jeder Form von Gewalt gegen Frauen"
Jedes Jahr am 25. November findet der von den Vereinten Nationen ausgerufene "Internationale Tag zur Beseitigung jeder Form von Gewalt gegen Frauen" statt. Hintergrund dieses Tages ist die Verschleppung, Vergewaltigung und Ermordung der Schwestern Mirabal im Jahre 1960 in der Dominikanischen Republik. Die Schwestern waren Gegner des Diktators Trujillo und wurden von dessen Soldaten entführt. Seit dem 25. November 1981 engagieren sich jährlich Unternehmen, staatliche Institutionen und Frauenverbände für die Beendigung von Gewalt gegen Frauen. Die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen initiiert jedes Jahr gezielt Veranstaltungen um die öffentliche Aufmerksamkeit auf diesen Aktions- und Gedenktag zu lenken.
Viele Berliner Betriebe haben sich in den vergangenen Jahren bereits intensiv mit den Kampagnen "Für ein Zuhause ohne Gewalt" und "Gewalt kommt nicht in die Tüte" gegen häusliche Gewalt engagiert - nicht nur anlässlich des "Internationalen Tages zur Beseitigung jeder Form von Gewalt gegen Frauen" am 25. November - sondern das ganze Jahr über. Die beteiligten Unternehmen wollen ihre KundInnen für das Thema "Häusliche Gewalt" sensibilisierenund verteilen deshalb die speziell für die Kampagnen produzierten Werbeträger. Sie haben dabei solche ausgesucht, die am besten zu ihrer Arbeit passen, vom Maßband bis hin zur Brötchentüte.
Die Menschenrechtsorganisation "Terre de Femmes" konnte in diesem Jahr alle Parteien davon überzeugen, am 25. November 2008 die symbolische blaue Fahne zu hissen, um Gewalt gegen Frauen anzuprangern.
Zwangsheirat als eine Form häuslicher Gewalt
Gewalt gegen Frauen hat vielfältige Formen, eine davon ist die Zwangsverheiratung junger Frauen und Mädchen. Wie bei vielen anderen Gewaltdelikten muss man auch bei Zwangsverheiratung von einer hohen Dunkelziffer ausgehen. Um eine Vorstellung vom Ausmaß von Zwangsverheiratungen in Berlin zu bekommen, hat die Gleichstellungsbeauftragte des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen und dem Berliner Arbeitskreises gegen Zwangsverheiratung eine Erhebung bei Behörden, Schulen, sozialen Regeldiensten sowie unterschiedlichen Beratungsstellen durchgeführt.
Demnach sind im vergangenen Jahr 378 Fälle bekannt geworden. In 86 davon (23%) erfolgte eine Zwangsverheiratung, in 292 (77%) wurde sie angedroht. In 12 Fällen handelte es sich um männliche Betroffene. "Sowohl bei Mädchen als auch Jungen war die Altersgruppe der 16 bis 18-Jährigen am stärksten betroffen, gefolgt von der Gruppe der 19- bis 21-Jährigen", so Bezirksbürgermeister Dr. Franz Schulz.
Von Zwangsverheiratung sowie von häuslicher und sexualisierter Gewalt Betroffene finden in Berlin ein umfangreiches Beratungs-, Unterstützungs- und Unterbringungsangebot vor. Minderjährige Jungen und Mädchen sowie junge Erwachsene können sich rund um die Uhr an den Jugend- beziehungsweise Mädchennotdienst wenden. Darüber hinaus steht für Mädchen und junge Frauen die Kriseneinrichtung Papatya zur Verfügung. Sechs Frauenhäuser und mehr als 40 Zufluchtswohnungen bieten betroffenen Frauen eine sichere und anonyme Unterkunft. Über die BIG Hotline, die täglich von 9-24 Uhr zu erreichen ist, können sich die Betroffenen beraten und über freie Plätze in den Zufluchtseinrichtungen informieren lassen. Zusätzlich bieten zahlreiche Anti-Gewalt- und Migrantinnenberatungsstellen sowie der Integrationsbeauftragte des Senates und die Migrations- und Gleichstellungsbeauftragten der Bezirke Hilfe an. Über die verschiedenen Kooperationsbündnisse zur Bekämpfung von häuslicher Gewalt und den Berliner Arbeitskreis gegen Zwangsverheiratung sind diese Angebote gut vernetzt.
In den vergangenen Jahren wurde in Berlin zur Bekämpfung von Zwangsverheiratung viel getan. "Lehrerinnen und Lehrer sind häufig die ersten, denen sich ein Mädchen anvertraut, wenn es befürchtet, zwangsverheiratet zu werden." , so Jürgen E. Zöllner, Senator für Bildung, Wissenschaft und Forschung. "Um sie zu sensibilisieren und auf professionelle Hilfsmöglichkeiten hinzuweisen, haben wir ein Rundschreiben mit umfassenden Informationen sowie Broschüren des Arbeitskreises gegen Zwangsverheiratung an alle weiterführenden Schulen und an die Jugendämter geschickt."
Darüberhinaus wurden Plakate mit Nottelefonnummern und Hinweisen zur Online-Beratung an Schulen verteilt. Auf Fachtagungen und Fortbildungsveranstaltungen wurden verschiedene Berufsgruppen über die Problematik informiert. "Um präventiv gegen häusliche Gewalt und Zwangsverheiratung vorgehen zu können, ist der Dialog mit den communities von großer Bedeutung", sagt Heidi Knake-Werner, Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales. "Wir fördern zahlreiche Projekte, die auch eher zurückgezogen lebende Migrantenfamilien erreichen. So kommen Beratung und Unterstützung auch bei denjenigen an, die sonst nicht um Hilfe nachsuchen." Harald Wolf, der Senator für Wirtschaft, Technologie und Frauen betont: "Berlin verfügt über eine gute Infrastruktur für gewaltbetroffene Frauen und war eines der ersten Bundesländer, das ein Konzept zur Bekämpfung von Zwangsverheiratung erarbeitet hat", Weiter verspricht er: "Der Senat misst diesen Fragen auch zukünftig einen hohen Stellenwert bei und hat die Bekämpfung von Zwangsverheiratung und häuslicher Gewalt daher als Aufgabe in das im April dieses Jahres verabschiedete Gleichstellungspolitische Rahmenprogramm aufgenommen."
Betroffene finden in Berlin Hilfe und Beratung unter anderem bei:
BIG-Hotline (Tel: 611 03 00)
Mädchennotdienst (Tel: 61 00 63)
Jugendnotdienst (Tel: 61 00 62)
oder online über beratung@papatya.org oder auf der Homepage www.sibel-papatya.org.
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